* 30. Dezember 1967
von Eike Feß und Reinhard Kager
Essay
Das musikalische Profil Wolfram Schurigs lässt sich in mancher Hinsicht als Reflex von Fixpunkten seines künstlerischen Werdegangs begreifen. Nach einer musikalischen Grundausbildung am Landeskonservatorium im etwa 20 km von seinem Geburtsort entfernten Feldkirch nahm er 1989 ein Kompositionsstudium bei Hans-Ulrich Lehmann an der Musikhochschule Zürich auf. Lehmann hatte in den 60er-Jahren Meisterklassen bei Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen in Basel besucht; seine kompositorische Arbeit basiert auf der Darmstädter Schule, wenngleich er die serielle Methodik stets flexibel handhabt. In Zürich studierte Schurig außerdem Blockflöte bei Kees Boeke, einem international renommierten Instrumentalisten, der auch als Komponist hervortrat. Boekes Auseinandersetzung mit der musikalischen Formgestaltung nimmt häufig ihren Ausgang vom Repertoire seines Instruments, der Musik vom Mittelalter bis zum Barock: Zitate oder eine spezifische Klangwelt spielen dabei keine Rolle; das Tradierte wird vielmehr in der Transformation von Prinzipien wirksam. Die letzte Station seiner Studienzeit führte Schurig schließlich nach Stuttgart zu Helmut Lachenmann, bei dem er bis 1995 Unterricht nahm. Lachenmann steht für ein kompromissloses Infragestellen des musikalischen Materials, ein Loslösen der Klänge von ihren historischen Verbindungen. Geräuschhafte Materialien werden als „Klangtypen“ neu definiert und damit integraler Bestandteil der kompositorischen Struktur – nicht als ...